Hört den Wortmeldungen aufmerksam, aber mit zunehmend gerunzelter Stirn, zu.
Ich bin ehrlich überrascht über die Reaktionen auf mein doch eigentlich vollkommen selbstverständliches Plädoyer für einen nachhaltige Friedensordnung, deren Kern das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist. Nun kann ich ohne weiteres anerkennen, dass die Rolle der Vereinigten Staaten in manchen Regierungen der Welt mitunter kritisiert wird - das wird sie auch in Astor selbst. Da ich aber in meinen Eröffnungsworten keinerlei Vorrechte, Sonderbehandlungen oder überhaupt im engeren Sinn nationale Interessen meines Landes erwähnt habe, kommen mir die fast schon reflexhaften Vorwürfe, wir würden irgendeine Wächterrolle beanspruchen oder der Verweis darauf, dass die USA auch nicht immer richtig gelegen hätten ziemlich rätselhaft vor. Sie dienen nirgends der Klärung, sondern lenken von dieser ab.
Im Sinne der gemeinsamen Verständigung bitte ich darum, dass die versammelten Kollegen meine direkten Eröffnungsworte als Versuch begreifen, die bereits verlorene Zeit wiedergutzumachen und nicht irgendwelche Ansagen zu machen. Für die durch unsere Anreise entstandene Verzögerung habe ich bereits um Nachsicht gebeten. Meine Worte sind schlicht und ergreifend die Position der astorischen Bundesregierung, die zu artikulieren meine Aufgabe ist. Mir ist unklar, wem damit geholfen wäre, wenn wir hier erst ein paar diplomatische Pirouetten gedreht hätten, bevor ich zur Sache komme.
Ich begrüße Ihre Offenheit jedoch und mache mir diese gerne zu eigen. Ich freue mich darüber, wenn es in der Futunischen Hegemonie eine demokratische Abstimmung über die neuen Gebiete geben hat, auch wenn mir die säbelrasselnden Untertöne Sorge machen. Von den Ausführungen des geschätzten Kollegen, der für die Intesa Cordiale spricht, bin ich etwas enttäuscht - eine "Abstimmung mit den Füßen" ist aus guten Gründen keine Entscheidungsform in demokratischen Staaten und ersetzt keine regelbasierte, transparente und gleiche Wahl. Meine Enttäuschung soll keinen moralischen Vorwurf implizieren, ich bin ehrlicherweise einfach überrascht, dass Gran Novara eine entsprechende Haltung vertreten soll und verstehe es nicht. Ich wäre sehr denkbar, falls Sie mir die Überlegungen ihrer Regierung in dieser Frage verständlich machen könnten.
Wirklich fassungslos machen mich allerdings die Worte des Kollegen aus Severanien. Wie man mit den Worten "Eine wahre Unterstützung besteht darin, souveränen Völkern Raum für Selbstbestimmung und Entwicklung zu geben, ohne sie mit den eigenen Interessen und Ambitionen zu überfrachten" begründen kann, dass die betroffenen Völker einfach überhaupt nicht gefragt werden und das eigene Interesse alleine gelten soll, das ist schlicht dreist. Ihre gesamte Wortmeldung ist eine Aneinanderreihungen von schalem Antiastorismus, üblen Verdrehungen und rhetorischen Finten. Was dem Faß aber den sprichwörtlichen Boden ausschlägt, ist ihre Andeutung, dass die USA selbst irgendwie die (Mit-)Verantwortung für die Aggressionen Ratelons trügen und uns als "Block" bezeichnen. Das ist 1) kontrafaktische Geschichte und 2) ein Schlag ins Gesicht der astorischen Soldaten und Zivilisten, die im Rahmen des Krieges ihr Leben gelassen haben und es ist eine maßlose Entgleisung gegenüber der U.S. Administration, die ich aufs Schärfste zurückweisen muss.
Bei allem berechtigten Dissens würde ich mich freuen, wenn auch von anderen Delegationen Widerworte zu einer derartigen Rhetorik kommen würden.