Beiträge von Aneurin J. Gaitskell

    Ich kann natürlich nichts dazu sagen, was vor unserer Ankunft besprochen wurde, aber mir deucht, dass wir uns, erstens, zu den Worten des Unionskanzlers verhalten sollten. Darüber hinaus wäre es, zweitens, sicher konstruktiv, wenn irgendjemand einmal eine Übersicht erstellen würde, welche Veränderungen zum Status quo ante bellum derzeit bereits vollzogen wurden bzw. derzeit im Werden sind. Drittens kommt es mir sinnvoll vor, wenn wir mit Blick auf eine gemeinsame Abschlusserklärung einige gemeinsame Lektionen oder Grundsätze erarbeiten würden.


    Bevor der severanische Kollege wieder in Schnappatmung verfällt: Das ist meine Meinung und ein Vorschlag, kein unverfrorenes Diktat des imperialistischen Klassenfeindes (wie bisher auch).


    Mir scheint, es wäre operativ am produktivsten, wenn wir hier ein wenig arbeitsteilig vorgehen würde - wie seine Durchlaucht bereits, wenn auch mit einer anderen Aufteilung im Sinn, vorgeschlagen hat.

    Liebe Freunde, um uns nicht in Kleinigkeiten und unnötigen Diskursen zu verlieren, schlage ich vor, wir teilen die Verhandlungen auf, in eine Gruppe für die astorianische und eine für die antikäische Front. Die dort erzielten Ergebnisse können wir ja am Ende gerne in eine Gesamtlösung überführen - falls das aber scheitern sollte, hätte man so zumindest Einzellösungen, die man unter Umständen umsetzen könnte.

    Durchlaucht, ich denke es ist eine gute Idee, wenn wir uns im Sinne der Praktikabilität aufteilen. Ich denke eine abschließende Gesamtlösung ist allerdings nicht wirklich optional, wenn wir an einer nachhaltigen Friedenslösung interessiert sind und es nicht nur darum geht, das Fell des Bären zu verteilen...


    Ich bestreite, dass die Denunziation der Vereinigten Staaten durch den severanischen Kollegen oder die Frage der demokratischen Selbstbestimmung jener Menschen, die sich nun als Angehörige eines anderen Staates wiederfinden, wirklich "Kleinigkeiten" oder "unnötige Diskurse" sind. Da wir hier aber weder unsere Eitelkeit, noch irgendwelche nationalen Vorteile zu verteidigen haben und an einer guten Lösung interessiert sind, werde ich vorerst davon schweigen - wenn ich auch die Enttäuschung darüber, dass die severanische Delegation hier offensichtlich die Narrenfreiheit eingeräumt wird, auf den Gräbern der Gefallenen herumzutanzen, nicht gänzlich verhehlen möchte.

    Hört den Wortmeldungen aufmerksam, aber mit zunehmend gerunzelter Stirn, zu.


    Ich bin ehrlich überrascht über die Reaktionen auf mein doch eigentlich vollkommen selbstverständliches Plädoyer für einen nachhaltige Friedensordnung, deren Kern das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist. Nun kann ich ohne weiteres anerkennen, dass die Rolle der Vereinigten Staaten in manchen Regierungen der Welt mitunter kritisiert wird - das wird sie auch in Astor selbst. Da ich aber in meinen Eröffnungsworten keinerlei Vorrechte, Sonderbehandlungen oder überhaupt im engeren Sinn nationale Interessen meines Landes erwähnt habe, kommen mir die fast schon reflexhaften Vorwürfe, wir würden irgendeine Wächterrolle beanspruchen oder der Verweis darauf, dass die USA auch nicht immer richtig gelegen hätten ziemlich rätselhaft vor. Sie dienen nirgends der Klärung, sondern lenken von dieser ab.


    Im Sinne der gemeinsamen Verständigung bitte ich darum, dass die versammelten Kollegen meine direkten Eröffnungsworte als Versuch begreifen, die bereits verlorene Zeit wiedergutzumachen und nicht irgendwelche Ansagen zu machen. Für die durch unsere Anreise entstandene Verzögerung habe ich bereits um Nachsicht gebeten. Meine Worte sind schlicht und ergreifend die Position der astorischen Bundesregierung, die zu artikulieren meine Aufgabe ist. Mir ist unklar, wem damit geholfen wäre, wenn wir hier erst ein paar diplomatische Pirouetten gedreht hätten, bevor ich zur Sache komme.


    Ich begrüße Ihre Offenheit jedoch und mache mir diese gerne zu eigen. Ich freue mich darüber, wenn es in der Futunischen Hegemonie eine demokratische Abstimmung über die neuen Gebiete geben hat, auch wenn mir die säbelrasselnden Untertöne Sorge machen. Von den Ausführungen des geschätzten Kollegen, der für die Intesa Cordiale spricht, bin ich etwas enttäuscht - eine "Abstimmung mit den Füßen" ist aus guten Gründen keine Entscheidungsform in demokratischen Staaten und ersetzt keine regelbasierte, transparente und gleiche Wahl. Meine Enttäuschung soll keinen moralischen Vorwurf implizieren, ich bin ehrlicherweise einfach überrascht, dass Gran Novara eine entsprechende Haltung vertreten soll und verstehe es nicht. Ich wäre sehr denkbar, falls Sie mir die Überlegungen ihrer Regierung in dieser Frage verständlich machen könnten.


    Wirklich fassungslos machen mich allerdings die Worte des Kollegen aus Severanien. Wie man mit den Worten "Eine wahre Unterstützung besteht darin, souveränen Völkern Raum für Selbstbestimmung und Entwicklung zu geben, ohne sie mit den eigenen Interessen und Ambitionen zu überfrachten" begründen kann, dass die betroffenen Völker einfach überhaupt nicht gefragt werden und das eigene Interesse alleine gelten soll, das ist schlicht dreist. Ihre gesamte Wortmeldung ist eine Aneinanderreihungen von schalem Antiastorismus, üblen Verdrehungen und rhetorischen Finten. Was dem Faß aber den sprichwörtlichen Boden ausschlägt, ist ihre Andeutung, dass die USA selbst irgendwie die (Mit-)Verantwortung für die Aggressionen Ratelons trügen und uns als "Block" bezeichnen. Das ist 1) kontrafaktische Geschichte und 2) ein Schlag ins Gesicht der astorischen Soldaten und Zivilisten, die im Rahmen des Krieges ihr Leben gelassen haben und es ist eine maßlose Entgleisung gegenüber der U.S. Administration, die ich aufs Schärfste zurückweisen muss.

    Bei allem berechtigten Dissens würde ich mich freuen, wenn auch von anderen Delegationen Widerworte zu einer derartigen Rhetorik kommen würden.

    Die astorische Delegation erreicht, mit bedauerlicher Verspätung, das malerische Veranstaltungsgelände. Der U.S. President, Montgomery Bracewell, und dessen frisch ernannter Außenminister Gaitskell werden direkt zum Konferenzraum gebracht, in dem die Vertreter der anderen Staaten bereits angeregt debattieren.


    Ladies and Gentleman, Excellencies,


    ich bin untröstlich ob der Verspätung unserer Delegation und bitte die verehrten Kolleginnen und Kollegen um Nachsicht. Unsere Anreise, als auch meine Bestätigung durch den Senat der Vereinigten Staaten, hat sich leider etwas länger hingezogen, als im Sinne dieses Zusammenkommens geboten wäre. Seien Sie versichert, dass die terminliche Verzögerung in keiner Weise als Ausdruck mangelnden Engagements der USA für eine nachhaltige und friedliche Nachkriegsordnung auf Antika interpretiert werden kann. Im Gegenteil, unsere Administration steht zuverlässig an der Seite aller souveränen Völker, insbesondere dort, wo deren Selbstbestimmung und Sicherheit bedroht sind


    Es dürfte die Haltung aller beteiligten Delegationen und jedes einigermaßen klar denkenden Beobachters sein, dass das Regime in Ratelon die politische Verantwortung für den Krieg trägt. In meinem Land ist der Ruf nach Reparationsleistungen und anderen Formen der Bestrafung und Wiedergutmachung laut und ich kann mir denken, dass dies auch für Ihre Länder gilt. Diese Fragen müssen also hier behandelt werden, wenn wir auch dafür plädieren, im Sinne eines nachhaltigen Friedens und einer umfassenden Entwicklung das Motiv der Vergeltung möglichst aus unserem mentalen Apparat zu verbannen.

    Wir stehen stattdessen auf der Position, dass diese Friedenskonferenz die historische Verantwortung für eine langfristige Befriedung des Konflikts und ein weitgehende Heilung der aufgerissenen Wunden und verübten Verbrechen trägt. In dieser Hinsicht möchte ich anmerken, dass die Vereinigten Staaten das Selbstbestimmungsrecht der Völker als Leitlinie hoch halten: Insofern die Ablösung von Landesteilen Ratelons - ob jetzt in Form staatliche Unabhängigkeit oder die Eingliederung in bestehende Strukturen - verfolgt wird, ist daher notwendigerweise eine Befragung der dortigen Bevölkerung bzw. ihrer demokratisch legitimierten Vertreter einzuholen. Ich kann durchaus verstehen, dass einige der Länder der hier anwesenden Delegationen durchaus gute Gründe dazu hatten, sich militärisch in den Konflikt einzuschalten. Dieses Verständnis endet allerdings abrupt dort, wo Gebiete militärisch erobert und ohne demokratische Entscheidung in Staaten eingegliedert wurden, hier müssen wir auf eine solche Entscheidung drängen. Von dieser Konferenz sollte daher das klare Signal und die gegenseitige Verständigung ausgehen, welche allgemeinen Richtlinien bei der Zerschlagung der sog. Demokratischen Union von allen Beteiligten eingehalten und gegenüber Dritten eingefordert werden.


    Ich hoffe ich habe mich damit "direkt ins Getümmel" begeben, in der Hoffnung, keine weitere Verzögerung zu verursachen und dem Fortgang der Unterredungen hier einen Dienst zu erweisen.